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Nachbetrachtung Bolivienabend mit Konrad Lisowski

Bolivienabend
Datum:
7. Okt. 2024
Von:
Melanie Brüschke

Am Abend des 2. Oktober begrüßte Frau Margit Molitor-Gold, die Vorsitzende des Rates des Pastoralen Raums, den neuen Pfarrer der Kirchengemeinde St. Franziskus und St. Klara Untermosel-Hunsrück, Herrn Oliver Laufer-Schmitt und viele Zuhörer zum Bolivienabend im Pfarrheim Dieblich. 

Viele haben schon einmal etwas von der Bolivienpartnerschaft des Bistums Trier gehört, aber nur wenige kennen sie so gut wie Konrad Lisowski, der seit knapp einem Jahr als Kooperator im pastoralen Raum Maifeld-Untermosel arbeitet.  

Denn er hat diese Partnerschaft gelebt. 10 Jahre lang war er Seelsorger in El Alto, einer jungen Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft der Hauptstadt La Paz. 80.000 Gläubige gehörten zu seinem Pfarrbezirk, und wenn er seine abgelegenen Gemeinden auf dem Land besuchen wollte, waren mehrere Stunden Fahrt und Höhenunterschiede von zwei- bis dreitausend Metern zu bewältigen.  

Shara Averanga Ochoa

Herr Lisowski referierte nicht, er erzählte – spannend, bewegend und, wie es so seine Art ist, mit viel Humor. Als es um die seit langem und immer noch angespannte und kritische politische und wirtschaftliche Lage Boliviens ging, schlug er auch ernstere Töne an. Es ging ihm dabei in erster Linie um die Auswirkungen auf die, die sich nicht wehren können, auf die, die   Gewalt und Zwang nichts entgegenzusetzen haben: die Armen. Und davon gibt es viele in seiner Pfarrei.  

Das machte er mit Bildern aus der Coronazeit deutlich, die er dort durchlebte. Hier in Deutschland beschwerten sich damals viele über vieles, doch hungern musste hier – im Gegensatz zu Bolivien - niemand! Herr Lisowski sprach mit großer Sympathie von der Zusammenarbeit mit Ordensleuten, mit denen er Essenspakete für bedürftige Familien organisiert und verteilt hat. Er sprach von der weit verbreiteten Mangel- und Unterernährung viel zu vieler Kinder und Jugendlicher in Bolivien. 

Er sprach aber auch mit Freude und Begeisterung von den vielen, gerade auch jungen Menschen, die er für die Gemeindekatechese gewinnen konnte, die ihn dabei unterstützten, Menschen jeden Alters auf Taufe, Kommunion und Firmung vorzubereiten. Mit berechtigtem Stolz sprach er von der Erweiterung und Renovierung des Gemeindezentrums in El Alto, das Treffpunkt und Anlaufstelle für viele Aktivitäten geworden ist. Und er brachte den erfreulich zahlreichen Zuhörern aus vielen verschiedenen Gemeinden des Pastoralen Raums die Menschen nahe, die ihm am Herzen lagen und liegen:  Die Kinder mit ihren Krippenspielen, die mitunter recht kurios, aber immer mit ganz viel Herzblut dargeboten werden. Die von der rauen Natur geprägten Menschen vom Hochlandvolk der Aimara, mit denen man nicht auf die Schnelle „warm wird“. Die Menschen, die ihn in ihre Familien aufnahmen und die er ins Herz geschlossen hat. Er sprach von den vielen verschiedenen Kulturen Boliviens, die sich in Tracht und Musik unterscheiden, eines jedoch gemeinsam haben: die Liebe zum Tanz.  

Davon konnte sich auch das Publikum im Pfarrheim eine gute Vorstellung machen, da Herr Lisowski eine junge Frau aus Bolivien mitgebracht hatte, die derzeit ein Sozialpraktikum im Seniorenheim in Oberfell absolviert. Shara Averanga Ochoa führte in wechselnden Kostümen neun Tänze aus ganz verschiedenen Regionen Boliviens auf und sie tat das mit so viel Können und Anmut, dass sie zu recht großen Applaus bekam. 

 

Konrad Lisowski

Man merkte bei jedem Satz, wie sehr Herr Lisowski sich den Menschen in Bolivien verbunden fühlt. Sein Seelsorger-Sein dort war kein ‚Job‘, es war gelebte Gemeinschaft, ein Gefühl von Nähe, Vertrautheit, füreinander da sein, sich umeinander kümmern, ein Lebensgefühl, für das es im Spanischen ein Wort gibt: cariño.  

Die Zuhörer waren dankbar für den Einblick, den Herr Lisowski ihnen in seine Welt gewährte und sie waren beeindruckt von dem bescheidenen und berührenden Fazit, das er zog: Er habe mit anderen gemeinsam versucht, mit kleinen Dingen Gutes zu tun und zu helfen. 

Das wird er sicher auch weiterhin und von hieraus tun. Die fast 300€, die am Ende des Abends bei einer spontanen Kollekte zusammenkamen und die er einer Ordensschwester in El Alto für ein Sozialprojekt schicken wird, können ein wenig dazu beitragen.